Pioniere/innen
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Ganzhorn, Wilhelm

* 1818 Böblingen; † 1880 Cannstatt

Wilhelm Ganzhorn wuchs in Böblingen und Sindelfingen auf, besuchte das Gymnasium in Stuttgart und studierte von 1837 bis 1841 Rechtswissenschaften in Tübingen und Heidelberg. Er startete seine Juristenlaufbahn in Esslingen und Stuttgart. Es folgten weitere württembergische Stationen, wo er als Richter tätig war, zuletzt, bis zu seinem frühen Tod, als Oberamtsrichter in Cannstatt.

Politisch engagierte er sich im Vormärz und während der Revolution 1848/49 für die liberalen Ideen.

Er gehörte dem Umfeld der schwäbischen Romantik an und verfasste im Laufe seines Lebens mehr als 700 Gedichte. Vielen ist er als Dichter des Liedes Im schönsten Wiesengrunde bekannt. Mit zahlreichen Untersuchungen und Veröffentlichungen erwarb sich Ganzhorn außerdem ein hohes Ansehen als Altertumsforscher und bekleidete leitende Funktionen im Historischen Verein für das württembergische Franken.

Zu seinen engsten Freunden gehörten unter anderem Ferdinand Freiligrath (1810-1876) und Viktor von Scheffel (1826-1886). Er war außerordentlich gesellig und kontaktfreudig. Jedes Jahr unternahm er im Sommer allein ausgedehnte Reisen in ganz Europa, auf denen er zahlreiche Bekanntschaften in literarischen und wissenschaftlichen Kreisen schloss.

Dies wäre noch kein Grund ihn als Pionier der Weinkultur zu bezeichnen!
Ganzhorn war auch ein begeisterter Weinliebhaber. Im Garten des Neckarsulmer Oberamtsgerichts und in einem gepachteten Weinberg baute er selbst Wein an. Er war Mitglied der Gesellschaft für Weinverbesserung und beteiligte sich 1873 erfolgreich mit mehreren Weinen an der Weltausstellung in Wien. Vor allem aber verstand er es, Freude am Wein zu vermitteln und zu teilen. Er brachte viele Persönlichkeiten seiner Zeit zusammen, wobei der Wein als verbindendes Element diente. Im Freundeskreis hatte er den Spitznamen Der trinkbare Mann. Als besonderen Kellerschatz pflegte er ein Fass aus dem 1811er Kometenjahrgang, der freilich regelmäßig durch vorzügliche neuere Jahrgänge aufgefrischt wurde. Ganzhorn orderte regelmäßig Weine von den besten Erzeugern, die er im Keller des Oberamtsgerichts ausbaute. Dorthin lud er seine Dichterfreunde und Honoratioren ein, um die Weinkultur mit Gesang, Gedichten, Kellerumzügen und schauspielerischen Einlagen zu zelebrieren. Weingenuss war für ihn Anregung, bereicherte das Lebensgefühl und steigerte die geistige Empfänglichkeit. Sein Musenkeller übte überregional eine starke Anziehungskraft aus. 1870 war der berühmte Afrikaforscher Gerhard Rohlfs (1831-1896) zu Gast. Daraufhin begründete Ganzhorn im Neckarsulmer Oberamtsgerichtskeller die Aufweichungsanstalt für Afrikareisende, um ausgetrocknete Forscher nach heißer Wüstenfahrt zu akklimatisieren.
 

Ganzhorn hielt seine Weine für ganz vorzüglich geeignet, den ausgetrockneten Forschern nach heißer Wüstenfahrt die Akklimatisation zu erleichtern.
 

Ganzhorn war von der wohltuenden Wirkung des Weins auf Geist und Gesundheit zutiefst überzeugt. War einer seiner Freunde erkrankt, übersandte er ihm zur Genesung einige Flaschen. Dem schwerkranken Freiligrath empfahl er alle Stund 50 Esslöffel voll – nicht zum Einreiben; Seinem Freund Scheffel verordnete er, den Wein innerlich zu gebrauchen und alle Stund 100 Esslöffel voll. Als 1873 in Heilbronn die Cholera ausbrach, stellte Ganzhorn Batterien von Geschützen mit rothem Wein auf.

Anm.: Die DWA empfiehlt dringend, aus diesen Vorsorgemaßnahmen Ganzhorns keine Ableitung auf heutige Covid-Präventionsschritte zu ziehen!

Quellen:
  • Krämer, Christine: Wilhelm Ganzhorn (1818-1880), in Persönlichkeiten der Weinkultur, Gesellschaft für Geschichte des Weines
  • Arnold, Jürg: Wilhelm Ganzhorn (1818-1880). Richter – Dichter – Altertumsforscher, Schwäbisch Gmünd 2018

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