Pioniere/innen
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Anton Lohmann

* 1787 Brilon ; † 1867 Hennef

Anton Lohmann wurde als Sohn eines Wundarztes und dessen Ehefrau Helena geb. Brand geboren. Nach dem Studium der Medizin und ersten praktischen Erfahrungen in Westfalen ließ er sich um 1815 in Hennef als praktizierender Arzt und Kantonsphysikus (Amtsarzt) nieder. Einige Jahre später wurde er Kreisphysikus von Siegburg-Uckerrath. Er war zutiefst geprägt durch die Freiheitskriege und den aufkeimenden Nationalismus. Preußentum war für ihn der Inbegriff des Fortschritts, der Ordnung und der moralischen Integrität. Er musste aber zur Kenntnis nehmen, dass die alte Gesellschaftsordnung sich kaum geändert hatte. Er war ein sehr mitfühlender Mensch, dem das Wohl seiner Mitmenschen über alles ging. Obwohl er Katholik war, hatte er zu den kirchlichen Obrigkeiten eine kritische Distanz, da sie nach seiner Meinung sein Bemühen behinderten, die ländliche Bevölkerung aufzuklären.
 

„...und wenn die Köpfe von den berauschenden Getränken betäubt sind und das Blut durch das häufige Tanzen erhitzt ist, so ereignen sich nicht selten Raufereien […]“.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Die Historiker sehen um das Jahr 1800 eine Zeitenwende, verursacht durch die politischen Veränderungen (Französische Revolution) und eine Beschleunigung des technischen Fortschritts bzw. der beginnenden Industrialisierung mit enormen sozialen Verwerfungen. Die Preußen beauftragten als neue Herren im Rheinland Kreisärzte (Kreisphysiker), medizinische Topographien zu erstellen. Sie umfassten Daten zur Beschaffenheit des Landes sowie zum physischen, medizinischen und moralischen Zustand der Einwohner. Aus diesen Berichten wissen wir viel über den Konsum von Nahrungsmitteln und Getränken, aber auch über die sog. Vergnügungen (Lebensstil) und über Krankheiten. Anton Lohmann zeichnete ein Bild der sozialen Verhältnisse im Siegkreis vor ziemlich genau 200 Jahren.

Wir nehmen ihn in unsere Sammlung der Pioniere der Weinkultur auf, auch wenn er in seiner Topgraphie Wasser als das „allgemeinste, das beste und schätzbarste“ von allen Getränken bezeichnete. Wein rangierte bei ihm an zweiter Stelle. Er verwies darauf, dass im Siegkreis „bei ergiebigen Jahren eine wirklich sehr bedeutende Menge meist guten Weines“ wuchs. In der Tat wurden in dieser Zeit im Siegkreis noch rund 1.700 preußische Morgen (= ca. 450 Hektar) Rebland bewirtschaftet, etwa soviel wie heute am gesamten Mittelrhein.

Ein Gläschen Wein wohl zu Recht!
Hinsichtlich des Konsums stellte er fest: „Die Winzer selbst trinken also ihr eigenes Produkt, und wegen des geringen Preises ist besonders seit einigen Jahren das Weintrinken allgemein geworden. Überhaupt liebt der sehr zum Frohsinn gestimmte Rheinländer ein Gläschen Wein, und das wohl mit Recht, weil ihm die Natur ihn selbst schon angewiesen hat.“

Erhitze Köpfe neigen zu Raufereien
Allerdings verwies er auch auf die Risiken: „Bei der beständigen Gelegenheit zum Weintrinken, der allgemeinen Hospitalität und dem natürlichen Frohsinn kann es nicht fehlen, dass bei dem vielseitigen Genusse des Weins häufig Exzesse begangen werden und das Weintrinken zur Leidenschaft wird, wodurch dann nicht selten der Ruin von ganzen Familien bedingt und die Gesundheit allmählich untergraben wird.“ Als besondere Gefahren bezeichnet er die Kirchweihfeste, bei denen oft Wein und Branntwein „bis zum Übermaß getrunken“ wurde, „und wenn die Köpfe von den berauschenden Getränken betäubt sind und das Blut durch das häufige Tanzen erhitzt ist, so ereignen sich nicht selten Raufereien […]“.

Nur nebenbei bemerkt: Lohmann warnte bereits vor 200 Jahren massiv vor den Gefahren des Rauchens. 

Quellen
  • Gert Fischer, Karl Schröder und Herbert Spicker (Hg.): Die medizinische Topographie von Dr. Anton Lohmann – Der Siegkreis um 1825.  Siegburg 1997

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