Pioniere/innen
A - Z

Vorster, Franz Carl Anton von

* 1705 Mainz ; † 1796 Geisenheim

Freiherr von Vorster war ein Kurmainzer Hof- und Regierungsrat. Als sein Vater, ein erfolgreicher Mainzer Hofarzt, der 1717 geadelt worden war, um 1740 verstarb, erbte er unter anderem dessen Geisenheimer Weingut mit 18 Morgen Reben. 25 Jahre bewirtschaftete er das Weingut, bis er es 1765 an den Freiherrn von Zwierlein verkaufte. Im selben Jahr publizierte er sein Buch „Der Rheingauer Weinbau“, basierend auf seinen eigenen Erfahrungen als Weingutsbesitzer und aufgrund seiner Studien alter und zeitgenössischer Schriften. Vermutlich war es das erste Weinbaulehrbuch in deutscher Sprache, aufgebaut im Stile eines Katechismus, Fragen stellend und Antworten gebend, umfassend vom Anbau der Reben bis zur Weinbereitung.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?

Bevor Vorster sich auf rund 300 Seiten mit den praktischen Fragen des Weinbaus und der Kellerwirtschaft seiner Zeit beschäftigte, widmete er sich in einem Eingangskapitel ausführlich den gesundheitlichen Wirkungen des Weines im Allgemeinen sowie der Rhein- und Rheingauer Weine im Besonderen. Als umfassend gebildeter Autor, der mehrere alte Sprachen beherrschte, stellte er zuerst dar, was antike Philosophen und Wissenschaftler über die Vorzüge und Nachteile des Weingenusses geschrieben hatten.
Er zog aus diesen Betrachtungen den Schluss:

„Am klügsten wird meines Erachtens derjenige handeln, der den Wein als eine reiche Quelle der Fröhlichkeit und der heilenden Kräfte hoch schätzet, dem geistigen Schöpfer dafür danket und denselben [den Wein] ohne Übermäßigkeit als eine Gabe des Höchsten gebrauchet […].“


Wein als Quelle der Fröhlichkeit 

Den Wissensstand der Zeit fasste er aus seiner Sicht folgendermaßen zusammen: „Der größte Theil unserer heutigen Naturkündiger belobet den Wein als eine allgemeine Arzney und saget: Der Wein seye die heilsamste Stärkung des Menschen, machet das reinste Geblüt, gebe eine milde Nahrung, befördere die Verdauung, reinige das Gehirn, stärke die vom Wachen ermatteten Glieder, erleuchte den Verstand, belustige das Herz, erhalte die natürliche Wärme, erwecke die Lust zum Essen, eröffne die Verstopfung, zertheile die Flüsse, führe die seriösen Theile des Geblüt aus und treibe den Harn, seye die Milch des Alters und der Liebe, auch der Balsam und das Öl des Lebens.“

Sein Säckchen Heimaterde war so sehr mit Geisenheimer Weinbergserde gefüllt, dass er diese an Wundermittel grenzenden Wirkungen des Weines in besonderer Weise beim Rheinwein und in ganz besonderer Weise beim Rheingauer Wein gegeben sah. Er führte in jeweils eigenen Kapiteln dafür Argumente an, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann (s. Quellenangabe). 


Tagesempfehlung: max. drei Becher Wein

Der wissenschaftliche Fortschritt lässt heute manches anders bewerten als das, was Vorster vor über 250 Jahren niederschrieb. Es gilt jedoch festzuhalten, dass er bereits für einen mäßigen Weingenuss eintrat und nachdrücklich vor der „Übermäßigkeit“, dem maßlosen Weinkonsum warnte. Er verwies auch auf weitergehende Forderungen der Enthaltsamkeit, nämlich auf alkoholische Getränke gänzlich zu verzichten. Er schloss sich allerdings dem antiken Philosophen Diogenes Laertios
(3. Jahrh.) an, der eine „Mittelstrasse eingeschlagen“ habe. Dieser habe „gestattet, drey Becher Weines zu trincken, den ersten nämlich zur Gesundheit, den zweyten zur Ehr und Aufmunterung eines guten Freundes, den dritten aber zum sanften Schlafe; der vierte und mehrere dagegen, spricht er, zeigen schon Leichtfertigkeit und ausgelassenes Betragen.“ Hier wurden Trinkeinheiten angesprochen, die heutigen DWA-Empfehlungen fast entsprechen. Allerdings fragte sich bereits von Vorster mit einer gewissen Schlitzohrigkeit: „Wer weiß aber, ob der Becher des Laertios nicht zwey Schoppen unserer Land-Maaße gehalten?“ Wir wissen aber auch nicht, wie hoch der damalige Alkoholgehalt des Weines war, zumal er in der Regel gemischt getrunken wurde.

Wer mehr über Franz Carl Anton von Vorster erfahren will, dem empfehlen wir:

Quellen

Diese Webseite verwendet Cookies.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren. Diese Cookies helfen uns dabei, Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und unsere Webseite ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button “Akzeptieren” erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf “Details”.

Außerdem geben wir mit Ihrer Zustimmung Informationen an unsere Partner für Soziale Netzwerke, externe Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

Sie geben Ihre Einwilligung, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Datenschutz.

Impressum