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1921 - Die Geburtsstunde der Gemeinschaftswerbung

Wenn Weinfreunde an den Jahrgang 1921 zurückdenken, dann bekommen sie glänzende Augen, auch wenn sie nie die Chance hatten, diesen Jahrhundertjahrgang zu verkosten. Vergessen wird bei dieser Reminiszenz, dass die Situation auf dem deutschen Weinmarkt vor 100 Jahren alles andere als gut war.

Das Jahr 1921 zwischen wirtschaftlicher Not und Jahrhundertjahrgang
Karl Hermes, der damalige Geschäftsführer des rheinischen Winzerverbandes schrieb Ende August 1921 in der Koblenzer Zeitung: „Die Lage des rheinischen Winzerstandes gestaltet sich von Tag zu Tag trostloser. Die wenigen Ersparnisse, die der Winzer in den vergangenen Jahren machen konnte, sind längst aufgezehrt, und eine neue Verschuldung beginnt bereits in breitem Umfang einzusetzen. Die Ursache dieser trostlosen Lage ist das Fehlen jeglicher Absatzmöglichkeiten.“

Eine Ursache für die trostlose Situation der deutschen Winzer war die Besetzung des Rheinlandes durch die Alliierten. Die wirtschaftlichen Sanktionen hatten verheerende Folgen. Der deutsche Weinbau und Weinhandel konnte nicht mit den französischen Weinen konkurrieren. „In keinem Erwerbszweig tritt die untergrabende Konkurrenz ausländischer Erzeugnisse so dringlich zutage, wie gerade hier im Weinsektor", war in der Rheingauer Weinzeitung in den ersten Septembertagen 1921 zu lesen.

Auf der Hauptversammlung des Deutschen Weinbauverbandes in Mainz wurden am 7. und 8. September die Absatzkrise und Lösungsmöglichkeiten erörtert. Landwirtschaftsrat Klinger aus Neustadt stellte die Schaffung einer Weinpropagandastelle zur Diskussion. Er wies darauf hin, dass die Einnahmen der Winzer in den letzten Jahren gleichgeblieben seien, während die Unkosten um das Zwei- bis Dreifache gestiegen seien. Überall lagerten noch erhebliche Bestände des Jahrgangs 1920 und älterer Jahrgänge. Um den Absatz zu steigern, sollten alle Organisationen der deutschen Weinbranche gemeinsam eine Propaganda für den deutschen Wein organisieren. Der Konsum in Deutschland sei in Folge der schlechten Wirtschaftslage erheblich zurückgegangen. Nur eine intensive Propaganda könne Abhilfe schaffen. Daher müsse die Pressearbeit intensiviert, Weinverkostungen veranstaltet, Warenzeichen eingeführt, große Weinversteigerungen durchgeführt werden. Die Weinwerbung müsse sich an Ärzte- und Wirteorganisationen, Wander- und Verschönerungsvereine richten. Auf Ausstellungen und Messen etc. müsse für deutsche Weine geworben werden. Siegmund Loeb unterstützte als Vertreter des Weinhandels die Vorschläge. Er regte an, einen Ausschuss des Weinhandel und des Weinbaus zu bilden, um gemeinsam Vorschläge zu entwickeln. Nachdem die Idee einer Propagandastelle ausgiebig erörtert worden war, wurde folgender Beschluss gefasst: „Die Schaffung einer Propagandastelle für Wein wird gutgeheißen, jedoch ist man über den zu beschreitenden Weg noch zu keinem definitiven Resultat gekommen.“

Wie wir heute wissen, wurde wertvolle Zeit verloren, bis die Idee Realität wurde. Die politische Lage und die galoppierende Inflation der folgenden Jahre standen der Verwirklichung guter Absatzideen im Wege.

Der 1921er – ein Jahrhundertjahrgang
Ein Lichtblick war die Qualität des 1921er Jahrgangs. Felix Meyer bezeichnete 1926 die 1921er Moselweine als „das Beste vom Besten, hoch edel, kräftig, fein und blumig, riecht und schmeckt nach Aprikosen, Pfirsiche und Mandeln, drei Viertel Herbst!“ Aber er beschrieb auch die Kehrseite: „Wegen der Inflation war der 21er der wirtschaftlich schlechteste Jahrgang in den letzten 50 Jahren.“  Viele Weingüter hielten sich soweit es ging mit dem Verkauf zurück. Der Jahrgang schrieb Geschichte, ja sogar Bühnengeschichte. Carl Zuckmayer ließ die Handlung seines Bestsellers Der fröhliche Weinberg im Herbst des Jahres 1921 spielen.

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Kulturthemen

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