Pioniere/innen
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Kerner, Justinus Andreas Christian von

* 1786 Ludwigsburg; † 1862 Weinsberg

Kerner entstammte einer Familie der altwürttembergischen Ehrbarkeit (städtische Oberschicht). Der sensible, oft kränkelnde junge Mann konnte erst nach vier leidvollen Lehrlingsjahren in verschiedenen Berufen von 1804 bis 1809 in Tübingen Medizin und Naturwissenschaften studieren und mit einer Promotion zum Dr. med. erfolgreich abschließen. Es folgten mehrere Ortswechsel als praktizierender Arzt, bevor er von 1819 bis zu seiner Pensionierung 1851 in Weinsberg blieb.

Da er selbst oft unter Melancholie litt, kümmerte er sich engagiert um seelisch Kranke. Wissenschaftliche Untersuchungen, insbesondere die Beschäftigung mit parapsychologischen Fragen und medialen Erscheinungen, magnetische Heilungsversuche und mystische Experimente machten ihn über die Medizin hinaus bekannt.

Was veranlasst die DWA, ihn zu den Pionieren der deutschen Weinkultur zu zählen?
Seine enge Beziehung zu den Reben und dem Wein seiner Heimat regte ihn an, das Thema als Dichter der Romantik in Poesie und Prosa aufzugreifen. Er schrieb viele Gedichte, die vertont zu Volks- und Weinliedern wurden. Zusammen mit einem unübersehbaren Freundeskreis, dessen geistiger und geselliger Mittelpunkt er war und zu dem u.a. Uhland, Schwab, Mörike und Lenau zählten, hätte er gerne aus Weinsberg ein "schwäbisches Weimar" gemacht. Er war einer der begabtesten, vielseitigsten und originellsten Schwaben seiner Zeit.

Er versuchte auch experimentell "die Wirkungen des Rieslings auf das Nervensystem" im Vergleich mit Weinen und Traubenbeeren anderer Rebsorten zu ergründen. Hierüber referierte er 1846 auf der Wanderversammlung der Wein- und Obstproduzenten in Heilbronn.  

Kerners Empfehlung für Kurgäste: „Er trinke leichte, weiße Weine, die schnell durch den Körper gehen“
Häufig verwies er in seinen Schriften auf die gesundheitlichen Wirkungen des Weines. So kam er in seiner Schrift „Das Wildbad  im Königreich Württemberg“ auf die Heilquellen und auf Baderegeln zu sprechen und gab dem Badegast Regeln für Speisen und Weine vor:
 

„ Aufreizende Getränke, wie rothe, starke Weine, Punsch, Liqeurs, hat er völlig zu vermeiden; er trinke leichte, weiße Weine, die schnell durch den Körper gehen, weiße Neckar- oder Tauber-Weine, oder den jetzt immer häufiger eingepflanzt werdenden Rißling.“
 

Dem Wein werden von Kerner allgemeine medizinische Wirkungen zuerkannt. Er geht jedoch noch einen Schritt weiter und differenziert nach Traubensorten. Er sieht die Wirkung des Weins in den verschiedenen Aromastoffen und in den unterschiedlichen Alkoholen. Der Riesling wird von ihm als kühlend und besänftigend charakterisiert. Er empfiehlt ihn als Abtrunk bei einem Gastmahl. Dagegen wird das Bukett des Muskatellers von ihm als betäubend eingestuft. Den schweren Ruländern schreibt er eine Wirkung auf die Augennerven zu.

Und auch noch aktuell: „Wasser mit Wein sei euer Getränk“
Zu seiner Zeit war Wein noch ein wichtiges Mittel der Hygiene. Kerner empfahl daher:„Wasser mit Wein sei euer Getränke, und habt ihr keinen Wein, Wasser mit etwas Branntwein gemischt.“ Justinus Kerner wird nicht nur in Schwaben in Erinnerung der Weinfreunde bleiben. Denn die Weinsberger Neuzüchtung Trollinger x Riesling erhielt den Rebsortennamen „Kerner“, um den schwäbischen Arzt, Naturforscher und Weinfreund zu ehren.

Wer mehr von/über Justinus Andreas Christian von Kerner wissen möchte, dem empfehlen wir:

Quellen
  • Schellenberg, Kurt/ Kreiskott, Horst/ Schumann, Fritz/ Linsenmaier, Otto: Justinus Kerner – Dichter, Arzt und Weinfreund. Wiesbaden 1986 (Schrift Nr. 78 der Gesellschaft für Geschichte des Weines).

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